, ,

Wie ich KH-RC 120 II abholte …

6:00 Uhr Flughafen Düsseldorf.
Wir warten auf das Boarding, zwei Flughafen-Sandwich und ein Pappbecher heißer Kaffee zum Fingerverbrennen sind das Frühstück an diesem Freitag morgen.

 

Da mein erster Cat ein Totalschaden hatte, hab’ ich mich bei der Bestellung überzeugen lassen, Nr. II direkt vom Werk abzuholen. Kurz vor 07:00 Uhr dürfen wir dann an Bord, Kinder und Mehrbezahler haben den Vortritt. Da die Maschine aber nicht ausgebucht ist, findet jeder einen schönen – wenn auch recht engen – Sitzplatz.
Vorher natürlich die üblichen Sicherheitskontrollen – die Blicke des Flughafenpersonals waren etwas verwirrend als mein Rucksack mit den roten Nummernschildern geröntgt wurde – plötzlich sollte ich den Rucksack auspacken und das silberne MacGyver-Tape in den Müll werfen. Nur eine weitere Zwischenfrage an einem anderen Sicherheitsschalter hat das Klebeband gerettet. Der Flug lässt einem noch Zeit für ein kleines Nickerchen, dann hatten wir schon festen englischen Boden unter den Füßen. Nach der Passkontrolle dann der erste kleine Schock: Unser Mietwagenschalter – nein – alle Mietwagenschalter sind geschlossen!!!
Irgendwann entdeckt man dann die kleinen Hinweisschilder „kostenloser Transferbus zum Autopark“. Dort liegt die Akte für das reservierte Auto bereit, noch einmal Kreditkarte ritsch-ratsch, eine Unterschrift und schon kann es losgehen – wenn man die Nummern auf dem kleinen Zettel richtig zuordnen würde. Also die eine Nummer ist der Standort des Fahrzeuges, die andere der Ausfahrtcode für die Schranke.

Nach einigen Fehlsuchungen war uns der Nummernsalat dann doch klar und wir fanden unseren kleinen Mazda – und die Schranke hat sich dann mit der anderen Nummer auch geöffnet. Dann kam das nächste Problem: In einem Rechtslenker-Miet-Pkw im Linksverkehr ohne den linken Außenspiegel zu verlieren nach Dartford fahren. Mensch Jungs – sind die Straßen schmal in einem Rechtslenker-Pkw. Als ich zur 50 Jahr Feier mit einem Linkslenker-Caterham in England war, ist mir das gar nicht so aufgefallen. Immer wieder die kurzen Aufschreie des Beifahrers, wenn er einen rechten Autospiegel eines parkenden Fahrzeuges auf sich zu kommen sah. Noch ein bisschen Berufsverkehr mit diversen Aufschreien und schon waren wir am Ziel: Caterham Cars in Dartford.

Wie üblich bei Firmenbesuchen die notwendige Anmeldung am Empfang verbunden mit der um dieser Uhrzeit die nicht unpassenden Frage nach einem Tee – wir stimmten sofort zu – denn seit ich im letzten Jahr den Kaffee in England probiert habe, weiß ich warum die Engländer soviel Tee trinken – und ich trink’ dort auch nur noch Tee.

Die kleine Teepause zog sich hin – ich hatt’ schon das Gefühl, Dave Ridley – der Export-Manager Caterham Cars – wollte uns nicht sehen – oder war mein Auto vielleicht doch noch nicht fertig ? Also noch ein kleiner Rundblick beim Teileverkauf und Zubehör: Gab es da noch was mitzubringen vielleicht ? Vielleicht ein kleines Schwarzes für die Frau ?

Dann kam er, der kleinste Export-Manager, den ich je gesehen habe (sorry Dave).
Freudestrahlend begrüßte er uns – in einem Englisch wo man immer zweimal hinhören muss, um auch wirklich jeden Satz richtig zu verstehen. Die obligatorische Frage nach einer „Werksführung“ von Ihm – nun ja, was soll man sich sonst wohl in Dartford ansehen – war natürlich bevor er fertig war mit seinem Satz schon lechzend bejaht worden. Sein grinsen über die Deutschen grenzte schon fast an Mitleid. Doch vorher bat er uns noch vor die Tür, er wollte erst noch meinen Wagen holen. Als wieder raus aus dem Haus und nochmals warten. Vor der Tür stand als einzige Ablenkung eine Art Versuchswagen  (Erprobungsträger) von Caterham Cars.

Simpel aber bestimmt effektiv verschiedene Lambda-Anschlüsse am Kat zur Erprobung oder auch die Strömungskontrolle am Luftaustritt für den Kühler – große Firmen arbeiten da auch nicht anders.

Plötzlich kam Dave angewuselt und fragte, ob ich die Außenspiegel montiert haben möchte. Typisch Engländer – man holt sein Auto ab und die sind dann doch noch nicht fertig. Auf meine schnelle Antwort – natürlich müssen die Spiegel montiert sein, verschwand Dave ein bisschen verwirrt.

Und dann kam er um die Ecke gesäuselt – der zweite KH-RC 120 !!!
Fürchterlich, dieses Gesäusel; eines war mir da sofort klar: so lange, wie beim ersten werde ich mit der Amputation der Pizzaschachtel am Heck diesmal nicht warten. Und dann noch die zwei Endrohre – das erinnert ja schon fast an einen Käfer … .
Aber schön sah er aus – mein Cat2 – nur irgendwie verwirrend, der Auspuff auf der rechten Seite. Ansonsten störte mich nur der Schlitz auf der Nase. Nach zwei drei Runden ums Auto wuselte David dann ganz nervös von einem Bein aufs andere: Wir könnten jetzt ins Werk … .

Hatten die irgendwas versteckt oder mussten die erst putzen ? Also wieder rein ins Gebäude, am Ersatzteilverkauf vorbei durch einen schmalen Gang und eine kleine Tür – dann waren wir drin: Hier wurden also unsere Auto zusammen geschraubt. Links in der Ecke wurden die Motoren vorbereitet, rechts an der Wand standen Karossen, die mit Kabelbäumen und Leitungen bestückt wurden, links weiter hinten fand die Hochzeit statt – da wo Motor/Getriebe mit der Karosserie vereint werden.

Dann wird noch alles Mögliche festgeschraubt und befüllt und am Hallenende kamen dann wirklich fertige Caterhams heraus.

Hinter der Halle zeigte uns Dave dann das Auslieferungslager.

Da standen doch tatsächlich ein halbes Dutzend fertige Caterhams rum … .

Auf dem Rückweg durch die Halle sahen wir noch die Caterham-eigene Servicewerkstatt und ein paar Exoten, die im Kundenauftrag hier überwintern dürfen. Dave ging dann noch mit uns am Kleinteilelage vorbei in die Nachbarhalle – dort standen mehr wie ein Dutzend Rohkarossen in allen möglichen Farben schon lackiert.

Hier – sagte Dave – ist das Lager für die Komplettierung der zu versendenden Bausätze. Hätten wir noch Platz gehabt, hatt‘ ich mir vielleicht doch noch gleich einen S3 mitgenommen. Das war es dann mit der Werksführung – klein aber fein.

Jetzt kam noch die Sache mit den Nummernschildern. Bohren wollt‘ ich ja nicht, deshalb hatte ich ja das MacGyver-Tape mitgenommen. Also erstmal eine Lage als Unterlage, dann das Nummernschild mit einer weiteren Lage ringsum festgeklebt – und das vorne und hinten.

David hat das ganze irgendwie misstrauisch beäugt – aber dieses Tape hält alles.

Nun noch ein bisschen Sitze und Gurte einstellen, ein letzter Händedruck mit Dave und dann endlich – wieder im eigenen Caterham auf der Straße.

Wie bei Neuwagen üblich, mussten wir erst mal die nächste Tankstelle suchen und den Cat und auch das Mietauto voll tanken. Jetzt noch die Mietstation in Dartford  gesucht und dieses ulkige Rechtlenkerauto endlich abgeben und dann ging es via Autobahn nach Dover.

Ein Tipp noch: Fähre grundsätzlich vorbuchen. Das einfache Ticket direkt am Schalter hat mehr gekostet wie vorgebucht hin- und zurück – die nehmen es von den lebendigen, die Engländer. Vor der Fähre dann das Übliche: Staunen in England über ein englisches Auto – in englisch, französisch, pakistanisch, indisch, …